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Der eckige Klotz muss ins runde Loch

Autorenbild: Julia MeyerJulia Meyer

Kennst du dieses Gefühl, anders zu sein? Dich nicht dazugehörig zu fühlen? Dass alles, was du tust, nicht genug ist? Dass du immer versuchst, dich in eine Form zu pressen? In eine Form, in die du irgendwie nie reinpasst – egal, wie sehr du dich auch anstrengst. Ich habe mich jahrelang so gefühlt und fühle mich auch heute manchmal noch so. „Ich bin nicht (gut) genug“ war mein größter Glaubenssatz und ich habe alles dafür getan, um das Gefühl zu haben, (gut) genug sein: tolle Noten schreiben, erfolgreich sein, dünn sein, schön sein, tolle Kleidung besitzen, die perfekte Tochter/Schwester/Freundin … sein. Doch egal, wie sehr ich mich verbog, egal, wie sehr ich vor dieser Form stand und zu ihr werden wollte, irgendetwas passte einfach immer nicht. Und weißt du was? Es konnte und wird auch nie passen.

Bunte Wimpelkette im Wind

Denn dieses runde Loch, in das ich mich als gefühlter eckiger Klotz reinpressen wollte, war gar nicht ich. Es war eine Form aus Wünschen, Glaubenssätzen, gesellschaftlichen Normen, Idealvorstellungen von meiner Mama, Papa, Exfreund, der Gesellschaft und mir selbst. Eine Form von einer Julia, die perfekt ist. Perfekt in allen Bereichen ihres Lebens: Traumberuf, Traumbeziehung, Traumkörper, Traum-was-weiß-ich-nicht-alles. Meine unzähligen Versuche, da reinzupassen, waren von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Doch das wollte ich partout nicht wahrhaben. Also rannte ich immer weiter, presste und formte mich, verbog mich … Bis ich irgendwann nicht mehr konnte und mir klar wurde, was ich da eigentlich mache. Mir wurde klar, dass ich nicht mehr kann. Und nicht mehr will. Indem ich mir erlaubt habe, diesen Kampf mit mir selbst zumindest erst einmal zu pausieren und zu schauen, was passiert, merkte ich, wie fertig ich war. Wie anstrengend dieses jahrelange Verbiegen war. Und wie traurig ich tief in mir war. Weil ich mich selber nie so annehmen und akzeptieren konnte, wie ich bin. In diese Form zu passen, war an irgendeinem Punkt zu meiner Lebensaufgabe geworden. Ich hatte mich nur darüber definiert und war der festen Überzeugung, dass ich glücklich sein würde, wenn ich in diese Form passen würde. Doch irgendwann wurde mir klar: Ich kann, werde und will eigentlich auch gar nicht da reinpassen. Denn dieses runde Loch entspricht gar nicht meinem wahren Ich. Es wird meinem wahren Kern überhaupt nicht gerecht. Und ich bin auch gar kein Klotz, ich bin ich. Keine:r von uns ist dafür gemacht und auf dieser Welt, um in irgendeine Form zu passen. Du, ich und wir alle sind hier, um all unsere Facetten, Ecken, Kanten, Rundungen und vieles mehr zu entdecken und auszuleben. Keine Form der Welt kann dein ganzes Wesen einfangen. Deshalb möchte ich dich mit diesem Newsletter dazu einladen, dich frei zu machen. Frei von allen Formen und Idealvorstellungen. Denn ich weiß, es ist so verlockend, dem Ganzen hinterherzulaufen und zu denken, dass du dann glücklich und zufrieden bist. Doch das ist ein Streben und ein Kampf, den du nie gewinnen kannst und der dich unglücklich macht, traurig und erschöpft. Ein Kampf, der deine Energie nicht wert ist. Weiter unten findest du eine Übung, die mir zu Beginn sehr geholfen hat und die du gerne auf deine Weise ausprobieren und so anpassen kannst, dass es sich für dich stimmig fühlt. Das ist bei diesem Thema und im Leben allgemein letztendlich auch stets die wichtigste Frage: Was fühlt sich für mich stimmig an? Denn diese Frage fragt nicht nach Formen, Idealen oder (unerreichbaren) Zielen, sondern sie fragt nach dir. Nach dir und deinen Bedürfnissen. Doch leider haben wir irgendwann verlernt, uns diese Frage zu stellen und/oder sie ehrlich zu beantworten. Denn selbst, wenn wir wollen und spüren, was wir gerade eigentlich brauchen und tun wollen, fällt es uns oft noch viel schwerer, dem nachzugehen – insbesondere wenn es nicht in unsere ideale From passt. Was wiederum dazu führt, dass ich mich wie ein eckiger Klotz fühle, der nicht in das verdammte runde Loch passt.

Porträt: Julia Meyer

Doch das runde Loch kann mich mal. Es hat mich genug Zeit, Kraft, Geld, Energie, Lebensfreude und inneren Frieden gekostet. Wenn ich einfach bin, mein eigenes Herz bedingungslos für dieses Leben und mich selbst öffne, ist alles andere egal – ganze besonders diese From, der ich jahrelang so viel Aufmerksamkeit beigemessen und Wert geschenkt habe. Deshalb bleiben meine zwei Fragen an dich: Möchtest du wirklich den Rest deines Lebens einer unerreichbaren Form hinterhereifern? Und wenn nicht: Wer möchtest du wirklich sein? Denn du entscheidest, nicht die anderen. Übung: Als ersten Schritt, um dich von all dem loszumachen, kannst du in dich hineinspüren und dich fragen, wo du dich gerade (im beruflichen und/oder privaten Leben) verbiegst und das Verbiegen ganze 3 Tage sein lassen – dir einen 3-tägigen Urlaub vom Verbiegen verschreiben. Das wird dich mit Sicherheit triggern, dich fordern und viel Selbstbeobachtung verlangen, das ist vollkommen ok und gehört dazu. Nimm dir deshalb jeden Tag einen Zettel und Stift und schreibe mindestens 10 Minuten (am besten 20 Minuten) deine Gedanken in Bezug auf diese Verbiegungsauszeit auf: Was kommen für Gedanken und Gefühle hoch? Warum fällt es dir schwer? Warum willst du dich überhaupt so verbiegen? Wovor hast du Angst, wenn du es nicht tust? Das wird dir helfen, die (Gedanken-)Muster dahinter zu erkennen. Und wenn du diese Muster erkennst, kannst du genau da ansetzen und diese weiter auflösen.


Wenn du Fragen dazu hast und/oder dir Unterstützung dabei wünschst, dann melde dich gerne bei mir :).

Unterschrift: Deine Julia

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